Vom 18.-23. November 2022 lief der kostenlose Online-Hundekongress ! Es ist immer wieder ein Erlebnis, wenn Organisatorin Ariane Ullrich über 30 Hunde-Expertinnen und -Experten (die üblicherweise für einen respektvollen, freundlichen Umgang mit dem Hund stehen) zusammen trommelt und sie zu ihren jeweiligen Spezialthemen interviewt. Auch wir waren mit dem Live-Mitmach-Workshop „Fitness & Spaß für Mensch & Hund“ dabei. Hier auf unserer Blogseite gibt’s „Wissensschnipsel“ aus den von uns geschauten Interviews.
Kongress-Videos schauen - wie geht das?
Und hier kommt der Überblick über die Kongresstage und -themen. Wann immer wir ein Video schauen, tragen wir Wissenswertes daraus zusammen. Auch an den Tagen nach dem Kongress kommt für alle Kongresstage noch Interessantes dazu!
Kleine Hunde sind doch auch Hunde, oder? Na klar, aber es gibt ein paar Dinge, die besonders wir Menschen uns im Umgang mit ihnen zu Herzen nehmen sollten:
Man darf einen kleinen Hund bei Begegnungen nicht auf den Arm nehmen? Doch, man darf es! Denn es gibt gute Gründe dafür, es gelegentlich (!) zu tun. Denn kleine Hunde sind tatsächlich „zerbrechlicher“ – und auch eine freundlich gemeinte Pfote eines temperamentvollen 30 kg-Hundes ist gefährlich. Allerdings: Es sollte nicht „einfach so“ geschehen. Kleine Hunde unangekündigt in die Luft zu reißen (wie es unbedacht oft gemacht wird) ist nicht schön. Es vorher mit dem Wort „Heben“ anzukündigen und zusätzlich noch ein Ritual zu etablieren, bei dem der Hund die Wahl hat, ob er auf den Arm möchte oder nicht, sollte selbstverständlich sein. Tenor des Interviews mit Ines Grötker: Kleine Hunde sind nicht wirklich „anders“ als große Hunde (zum Beispiel in Bezug auf ihre Bedürfnissse) – aber es wird oft „anders“ (z.B. übergriffiger, weniger respektvoll, weniger hundgerecht) mit ihnen umgegangen.
Unser Live-Workshop hat riesig viel Spaß gemacht und lädt auch im Nachhinein (er wird nachher im Kongresspaket enthalten sein) zum Mitturnen ein! Unsere Mission und erklärtes Ziel unseres Zusammenspiels von Fitness-Fachfrau Andrea Schmidt (hundefitness.de) und Spiele-Expertin Christina Sondermann (spass-mit-hund.de): uns Zweibeiner in Bewegung zu bringen mit alltagstauglicher Gymnastik für Zwischendurch – und das ganze gleichzeitig mit Spiel und Spaß für die Hunde zu verknüpfen!
Bei SPASS-MIT-HUND zelebrieren wir das übrigens regelmäßig, zum Beispiel:
- mit unserem Mitmach-Adventskalender „Crazy Moves 2021“, aus dessen Ideen ein kostenloses „Crazy-Moves“-eBook zum freien Download geworden ist.
- mit „Fitness-und-Spaß-für-Mensch-und-Hund“-Online-Live-Mitmachabenden alle paar Wochen (mehr Infos dazu im SPASS-MIT-HUND-Shop, im Kongresspaket ist übrigens ein 50%-Rabattgutschein für die zwei nächsten Termine enthalten!)
Ein kleiner kleiner Knoten im Gehirn gefällig, als Mitbringsel aus dem Workshop? Wir lieben es, ungewohnte Bewegungsabläufe zu kombinieren – hier als leckere Überraschung für die verblüfften Hunde:
- Auf ein Blatt ca. im A3-Format (kann auch ein altes Zeitungsblatt sein) wird eine blattfüllende 8 aufgemalt. Diese legen wir im Querformat vor unsere Füße. Außerdem befestigen wir einen gefüllten Leckerchenbeutel am Gürtel.
- Alles beginnt harmlos: Mit dem Stift in der Hand „zeichnen“ wir vor unserem Bauch in der Luft die 8 nach – immer und immer wieder, in einer flüssigen Bewegung.
- Alles ganz einfach? Jetzt kommt der Hund ins Spiel und der Knoten ins Gehirn: Während wir mit der einen Hand immer wieder die 8 nachzeichnen, greifen wir mit der anderen Hand in den Leckerchenbeutel und überreichen dem erfreuten Hund ein Stückchen Futter nach dem anderen… und zwar so, dass die kreisende Bewegung der 8 möglichst nicht unterbrochen wird. Beide Bewegungen (die 8 der einen Hand und das gleichzeitige Vor und Zurück der anderen Hand) flüssig auszuführen, ist echtes Gehirnjogging.
- Gelegentlich die Richtung der 8 und auch die beiden Hände (zeichnende und überreichende Hand) wechseln.
- Noch nicht genug Herausforderung? Dann das ganze auf nur einem Bein stehend ausprobieren – und zusätzlich das Futter mit den Zehen des erhobenen Fußes annehmen und daraus dem Hund überreichen (während die 8 flüssig weiter kreist, versteht sich).
Ein Highlight jagt das nächste, an Kongresstag 2: Auf das Interview mit Tierpathologe und SPIEGEL-Bestseller-Autor Prof. Dr. Achim Gruber waren wir besonders neugierig:
Pathologie ist Wissenschaft für die Lebenden – sagt Prof. Dr. Achim Gruber, der bereits tausende von Hunden (und anderen Tieren) auf dem Seziertisch hatte und es sich zur Aufgabe gemacht hat (u.a. in Form seines Buches „Das Kuscheltierdrama“) uns wachzurütteln in Bezug auf die „Entgleisungen im Mensch-Tier-Verhältnis“. Gemeint sind damit vor allem die Auswüchse der Rassehundezucht, die zunehmend kranke Individuen hervorbringt. Einige erschreckende und geradezu deprimierende Fakten:
- Falsche Zuchtziele (Zucht auf Äußerlichkeit) und die Inzucht durch eingeschränkten Genpool (vor allem bedingt durch die seit ca. 150 Jahren existierenden geschlossenen Zuchtbücher) haben verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit von Rassehunden. Gerade die populären Hunderassen sind regelrecht krankgezüchtet und teils sogar vom Aussterben bedroht. Besonders betroffen: extrem kleine, extrem große, „bunte“ (Merle), weiße und kurznasige Rassen. Die Folgen: Allergieneigung, Orthopädische Probleme, viel zu früh auftretende Fälle von Krebs, Epilepsie und und und…
- „Made in Germany“ in Bezug auf Rassehunde ist schon lange kein Qualitätsmerkmal mehr. Im Gegenteil: Deutschland gehört europaweit zu den Schlusslichtern in Bezug auf die Verhinderung von Qualzuchten. Die rechtliche Grundlage ist mit § 11 b („Qualzuchtparagraph) des Tierschutzgesetzes zwar vorhanden, allerdings fehlen Handlungmaßgaben, diesen Paragraphen auch umzusetzen. Was andere europäische Länder besser machen: zum Beispiel ein Verkaufsverbot von Hunden mit bestimmten Qualzuchtmerkmalen. In den Niederlanden beispielweise müssen Hundenasen 1/3 der Kopflänge betragen.
- Neben der besseren Umsetzung im Rechtssystem ist Aufklärungsarbeit wichtig. Denn: Letztendlich bestimmt der Käufer, was „produziert“ wird.
Sonst noch interessant:
- Hunde sind auch in der Corona-Pandemie unsere besten Freunde. Vom SARS-CoV-2-Virus sind sie definitiv ungefährdet und können auch uns nicht gefährden. Sie können sich zwar infizieren, „schütteln“ das Virus aber ab, erkranken daran nicht und stecken auch nicht weiter an.
- Hunde wie Wölfe zu ernähren, ist nach Einschätzung von Prof. Gruber nicht artgerecht und sogar tierschutzrelevant. Hunde sind seit gut 10.000 Jahren Abfallfresser und besitzen inzwischen eine genetische Ausstattung, die es ihnen ermöglicht Kohlenhydrate zu verwerten. Ein deutlicher Kohlenhydratanteil ist für Prof. Gruber Bestandteil artgerechter Ernährung. Er warnt außerdem vor Knochenfütterung: Hunde, deren Speiseröhren oder Därme von Knochensplittern perforiert sind, liegen regelmäßig bei ihm auf dem Seziertisch. Ansonsten sagt er: Es lohnt sich nicht wirklich, sich die Köpfe über die Fütterung heiß zu reden – sie ist nur ein Baustein von vielen für ein glückliches Hundeleben.
Her mit dem Spaß auf dem Spaziergang! Wenn Dagmar Spillner das sagt, dann meint sie keineswegs Dauerbeschäftigung und/oder ständiges Gehorsamstraining. Stattdessen steht ganz viel von dem auf dem Programm, was sie „Hunde-Yoga“ nennt: nämlich ausgiebig schnüffeln, markieren, buddeln, klettern, im Wasser plantschen, Sozialkontakte pflegen, Bewegungsfreiheit genießen dürfen (wenn nicht im Freilauf, dann an einer langen ! Leine) und so weiter. Dass die Vierbeiner dafür genügend Gelegenheit und Zeit bekommen, ist wichtig für ein zufriedenes und ausgeglichenes Hundeleben. Wer zudem Anteil nimmt an den Interessen der Hunde („Was hast du denn da gesehen? Oh zeig mal, was hast du denn da Tolles?“) und selbst zwischendurch und wohldosiert immer mal wieder hundgerechte Highlights initiiert (von den Leberwursttupfen am Baum über das Leckerchen-Buddeln im Mauseloch bis hin zum fröhlichen Versteckspiel), der betreibt zusätzlich aktive Beziehungs- und Bindungsarbeit.
Eine Idee, die wir unbedingt ausprobieren wollen: Die Toastwaffel-Schleppe – offenbar aus Hundesicht unschlagbar attraktiv. Die Anleitung: eine Toastwaffel durchlöchern, eine Schnur durchziehen, den Start der Schleppe markieren, die (nach und nach zerbröselnde) Toastwaffel an der Schnur über den Boden ziehen, das Ziel der Schleppe markieren (hier liegt dann sicher der Rest der Waffel :-)).
Gleich zwei in der Hundewelt heiß diskutierte Themen an „Tag 3″…Hundeboxen und Ernährung!
Hunde sind hochsoziale Lebewesen und haben große Bedürfnisse nach Kontakt und Nähe zu ihren Menschen. Und: Die freie Wahl zu haben und sich entscheiden zu können, ist elementar für ihr Wohlbefinden. Sogenannte „Erziehungskonzepte“, bei denen Hunde, beispielsweise zum Sauberkeitstraining tagsüber oder während des Alleinbleibens, stundenlang in eine Box eingesperrt werden, sind hingegen klar tierschutzrelevant – und erhöhen zudem die Wahrscheinlichkeit von Verhaltensstörungen.
Im Rahmen des Online-Hundekongress hat Dr. Barbara Schöning, u.a. Fachtierärztin für Verhalten und Vorsitzende der Gesellschaft für Tierverhaltensmedizin GTVMT, über tierschutzrechtliche Mindestanforderungen und deren praktische Umsetzung im Zusammenhang mit Hundeboxen gesprochen. Merkposten:
- Eine Hundebox muss so beschaffen sein, dass der Hund darin aufrecht stehen und ausgestreckt liegen kann.
- Wann immer die Boxentür zugeht (Voraussetzung: der Hund ist boxentrainiert und kann sich darin entspannen), sind 30 Minuten Aufenthaltsdauer die Begrenzung, ab der das Tierschutzrecht greift.
Anwendungs- und Handhabungsbeispiele:
- Es ist in Ordnung, in Seminarsituationen oder im Auto die Box als „Hundewohnzimmer“ dabei zu haben – vorausgesetzt, der Hund fühlt sich darin wohl, der Mensch ist dabei und bietet ihm regelmäßig (etwa alle halbe Stunde) an, die Box zu verlassen.
- Den Hund während des Hotelaufenthalts eine halbe Stunde in der Box (Voraussetzung: der Hund ist damit vertraut) zu lassen, während der Mensch zum Frühstück geht, ist ebenfalls okay.
- Ebenfalls nicht als tierschutzrelevant gilt das klassische Sauberkeitstraining beim Welpen, in der bei der neben dem Bett (!) stehenden, großen (!) Box ausschließlich nachts (!) die Tür geschlossen wird. Das gilt deshalb als nicht tierschutzrelevant, weil die Aktivitätsphasen der Hunde sich stark an denen von uns Menschen orientieren und sie nachts im Regelfall ebenfalls schlafen – und weil wir unmittelbar dabei sind!
- Und: Eine Box als Angebot einer gemütlichen Wohnhöhle im Wohnzimmer stehen zu haben, ist definitiv im Rahmen des Tierschutzgesetzes – solange die Tür immer offen steht!
Wer genaueres wissen will: Hier geht’s zum (kostenlos herunterladbaren) Papier „Unterbringung von Hunden in Boxen und ähnlichen Unterkünften -Möglichkeiten und Grenzen der kurzfristigen Unterschreitung von tierschutzrechtlichen Mindestanforderungen“ , an dem Barbara Schöning mitgewirkt hat und auf das sich auch „offizielle Stellen“ beziehen.
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