Geruchsmemory
Haben Sie Lust, mit Ihrem Hund ein wenig Memory zu spielen? Geruchsmemory? Sie lassen den Hund dabei an einem „Musterduft“ schnüffeln, und Ihr Hund sucht Ihnen dann genau diesen Duft aus einer Auswahl von Düften heraus. Für Ihren Hund ist das ganz einfach – denn Düfte erkennt er sowieso und kann sie gut auseinanderhalten. Das einzige, was Sie tun müssen, ist, ihm das Spiel zu erklären. Wir stellen Ihnen einen Weg vor, der bei uns gut funktioniert hat.
Grundausstattung und Spielvorbereitung
Ihre Grundausstattung dafür besteht aus drei umgedrehten, standfesten Ton-Blumentöpfen (mit Abfluss-Löchern im Boden). Außerdem ist, wenn Ihr Hund das „Bleib“ noch nicht so gut kann, ein netter menschlicher Assistent praktisch, der den ungeduldigen Vierbeiner vorsichtig festhält. So können Sie in aller Ruhe die einzelnen Spiel-Runden vorbereiten.
Übungsschritte
Phase 1: Hund lernt, die Belohnung unter dem richtigen Topf aufzuspüren und anzuzeigen
- Die drei umgedrehten Blumentöpfe stehen nebeneinander.
- Unter einem wird – unter den Augen des wartenden Hundes – etwas ganz Leckeres und besonders gut und intensiv Duftendes deponiert. Sehr praktisch ist hier z.B. ein Becher voller Fleischwurst-Stückchen.
- Jetzt darf Ihr Hund ran. Wahrscheinlich wird er sofort intensiv an den Löchern schnuppern und versuchen, die Leckerchen aufzustöbern.
- Schnuppert er am richtigen Loch, markieren Sie das sofort mit einem Markerwort (ein kurzes und prägnantes Lobwort, z.B. ein „Yip“ oder ein „Yes“, das für Ihren Hund immer einen Leckerbissen ankündigt, wenn Sie es sagen) oder dem Clicker und belohnen Ihren Hund durch das schnelle Hochheben des Topfes – die Belohnung wartet ja darunter schon auf ihn.
- Wiederholen Sie das einige Male und verstecken Sie das Leckerchen dabei unter verschiedenen Töpfen. Sie können die Töpfe dabei auch wie bei einem Hütchenspiel hin- und herschieben, so dass Ihr Hund nicht genau sehen kann, wo sich das Leckerchen verbirgt.
- Beobachten Sie Ihren Hund: Mit Sicherheit können Sie es an seiner Körpersprache erkennen, wenn er am richtigen Topf riecht und ihm der unglaublich verlockende Futter-Duft in die Nase steigt. Vielleicht schnüffelt er viel intensiver, der Schwanz wedelt schneller oder er scharrt mit der Pfote am Topf? Dann haben Sie gleich schon ein Anzeigeverhalten, mit dem Ihnen Ihr Hund zeigt, dass er den Duft gefunden hat. Das ist für später ganz wichtig! Wenn Ihnen das Anzeigeverhalten Ihres Hund nicht deutlich genug ist, können Sie auch ein wenig experimentieren: Zögern Sie Markerwort oder Click etwas heraus, wenn Ihr Hund am richtigen Loch schnüffelt. Sehr wahrscheinlich, dass Ihr Hund daraufhin weitere Versuche unternimmt, an das Leckerchen zu kommen. Viele Vierbeiner setzen dann ihre Pfoten ein und beginnen zu scharren. Genau auf so eine Reaktion haben Sie gewartet – und dafür gibt’s gleich Markerwort oder Click und einen hochgehobenen Topf.
- Sie meinen, Ihr Hund hat diese Phase des Spiels verstanden? Er erschnüffelt zuverlässig den Topf mit dem Futter drunter und zeigt daran ein „Anzeigeverhalten“? Prima, dann können Sie weiter gehen zu Phase 2.
Phase 2: Hund lernt, dass ihm der Geruchsstoff, nach dem er suchen soll, vorher erst gezeigt wird
- Sie gehen vor wie in Phase 1 – bloß brauchen Sie nun zusätzlich ein „Geruchsmuster“ Ihres besonders gut duftenden Leckerchens, zum Beispiel einen zweiten Becher Fleischwurst. Praktisch ist es, das Geruchsmuster in einen kleinen Frischhaltebeutel zu füllen – so können Sie es gut vor räuberischen Attacken Ihres Vierbeiners schützen (einfach nur eine kleine Schnüffel-Öffnung offen lassen), der Duft konzentriert sich in der Tüte und vermischt sich nicht so stark mit dem Geruch Ihrer Hände. Das ist vor allen Dingen für später sehr praktisch, wenn Sie mit feineren Duft-Nuancen arbeiten.
- Verstauen Sie Ihr Super-Leckerchen zunächst unter einem Blumentopf. Dann nehmen Sie Ihr Geruchsmuster (bestehend aus den gleichen Super-Leckerchen wie unter dem Topf) und machen Ihren wartenden Hund mit etwas Brimborium (damit er zunächst mal etwas von den verlockenden Töpfen abgelenkt wird, die er mit Sicherheit schon im Auge hat) darauf aufmerksam. Bestimmt wird am verlockenden Duft in der Tüte schnüffeln.
- Auf diesem Wege führen Sie Ihr „Schnüfffel-Ritual“ für das Geruchsmemory ein: Während Ihr Hund an der Tüte riecht, sagen Sie zum Beispiel „Riech“ (oder ein beliebiges Signal Ihrer Wahl), nehmen dann Ihr Geruchsmuster wieder weg und geleiten Ihren Hund sofort mit einem weiteren Signal, z.B. „Zeigs“ zu den Töpfen.
- Weil Ihr Hund in Phase 1 schon oft erfolgreich Futter unter den Töpfen aufgespürt, weiß er – dort angekommen – vermutlich sofort, was er zu tun hat (nämlich schnüffeln), findet dabei „zufällig“ den gleichen Duft wie in der Tüte … und zeigt an. Super! Wie immer markieren Sie sein Anzeigeverhalten und heben sofort den Topf hoch, um ihn schlemmen zu lassen.
- Wiederholen Sie den Ablauf „Riech“ und „Zeigs“ ein paar Mal.
- Experimentieren Sie auch mit anderen (für Ihren Hund attraktiven) Arten von Futter, die Ihr Hund erschnüffeln soll. So gewöhnt er sich daran: „Ich rieche in der Tüte – und finde dann den gleichen tollen Duft unter den Töpfen“.
Phase 3: Hund lernt, dass nach dem Riechen und Anzeigen die Belohnung von außen kommt!
- Sie erinnern sich? Das „Endziel“ beim Geruchsmemory ist, dass der Hund einen beliebigen Geruchsstoff anzeigt, den wir ihm vorher zum Riechen geben – auch wenn er ihn nicht unbedingt zum Fressen gern hat (z.B. einen Kamillentee-Beutel). Dafür wird er dann von uns mit einem Leckerchen belohnt. Kommen wir diesem Ziel wieder ein Stückchen näher!
- Wir brauchen diesmal zwei Sorten von Leckerchen: Für das „Memory“ eine Art von Futter, für die sich der Hund noch anstrengt und die auch gut riecht, die aber etwas weniger attraktiv ist als die Super-Belohnung aus Phase 1. Eine absolute Super-Belohnung haben Sie jedoch trotzdem dabei: die sollten Sie später als Überraschung aus Ihrer Tasche hervorzaubern können.
- Spielen Sie Ihr Spiel wie in Phase 2: Lassen Sie Ihren Hund an der Geruchmuster-Tüte schnuppen, schicken Sie ihn zu den Töpfen. Wenn er diesmal angezeigt hat, aus welchem Loch der Duft verströmt, markieren Sie wie immer sein Anzeigeverhalten. Jetzt heben Sie jedoch den Topf nicht hoch, sondern holen blitzschnell die Super-Belohnung aus Ihrer Tasche hervor und belohnen Ihren Hund sozusagen von außen!
- Übrigens: Es kann ratsam sein, an genau dieser Stelle die Trainingseinheit zu beenden. So kann sich die neue Erfahrung („Ich zeige die Schnüffelprobe unter dem Topf an und werde dafür mit etwas noch viel Besserem aus Herrchens oder Frauchens Tasche belohnt“) im Hundehirn „setzen“.
- Machen Sie weitere Memory-Durchgänge nach diesem Muster. Auch hier können Sie das zu suchende Futter variieren. Das Belohnungsfutter sollte jedoch unverändert besonders attraktiv sein.
Phase 3: Die Wertigkeit des „Memory-Futters“ wird abgebaut
- Allmählich reduzieren Sie die Wertigkeit des versteckten Futters: Haben Sie vorher vielleicht das beliebte Trockenfutter des Hundes oder leckere Kau-Streifen erschnüffeln lassen, so gehen Sie allmählich über zu Knäckebrot, einem Stückchen trockenen Hundekeks oder vielleicht einer Apfelschale. Als Belohnung reichen Sie nach wie vor die Super-Leckerchen.
Phase 4: Jetzt wird’s spannend – etwas „Nicht Essbares“ soll erschnüffelt werden.
- Jetzt kommt der spannende Moment: Hat Ihr Hund das Spiel begriffen? Es wird zum ersten Mal etwas „Nicht Essbares“ unter einem der Töpfe deponiert und als Geruchsmuster angeboten, z.B. Früchteteebeutel. Achten Sie darauf, nichts zu verwenden, was für die Hundenase zu aggressiv ist, z.B. unverdünnte ätherische Öle. Auch intensive Düfte wie die von Pfefferminztee oder Zitrone könnten Ihrem Hund den Spaß am Spiel nachhaltig verderben.
- Achten Sie ganz besonders darauf, es Ihrem Hund einfach zu machen und bestücken Sie Ihre Geruchsmustertüte und den Blumentopf großzügig mit dem neuen Duft (zum Beispiel mit gleich mehreren Teebeuteln statt bloß einem).
- Sie wiederholen Ihr übliches Ritual: „Riech“ und „Zeigs“ – und…. klappt’s??? Herzlichen Glückwunsch … und willkommen in der Wunderwelt der Duftmemories :-)
Jetzt geht’s richtig los:
- Sie können nun allmählich die Duftstoffe variieren: Wie wär’s mit etwas Tannengrün, mit einem Paar getragener Socken oder verschiedenen Tee-Sorten? Ganz wichtig: Dabei bauen Sie zunächst noch keine ablenkenden anderen Duftstoffe unter den anderen Töpfen ein!
- Zeigt Ihr Hund Ihnen die verschiedensten „Geruchsmuster“ zuverlässig an, können Sie nach und nach unter den anderen Töpfen weitere – andere – Geruchsstoffe unterbringen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Socken-Memory, bei dem die getragenen Socken der ganzen Familie ins Spiel gebracht werden?!
- Sie können die Duftstoffe immer feiner werden lassen: immer kleinere Mengen des Duftstoffes verwenden.
- Ganz fantastische und fantasievolle Geruchsmemory-Spiele finden Sie auch in Viviane Thebys und Michaela Hares Buch „Das große Schnüffelbuch“ aus unserer Liste der Lieblings-Schnüffelbücher – wie wäre es zum Beispiel mal mit einer Riech-Ralleye oder einem Geruchs-Memory-Zaubertrick?
Spezialzubehör
Es gibt praktische Alternativen zur Ihrer Geruchsmemory-Grundausstattung, den drei Blumentöpfen. Sie können sich praktische „Scentboxen“ (Geruchsboxen) selbst bauen … oder selbst kaufen :-)
Eine tolle Erfindung: die IntelliDog Scentbox!
Übrigens: Für Geruchsmemory-Spiele aller Art gibt es ein tolles käufliches Schnüffelsport-Gerät: die IntelliDog Scentbox – entwickelt von Marianne Keuthen, die uns schon häufig mit ihren pfiffigen Spiel-Ideen überrascht hat! Umgeworfene Döschen oder Blumentöpfe, geplünderte Leckerchenbehältnisse und über den Boden verteilte Geruchsproben gehören damit der Vergangenheit an: Die Scentbox ist eine längliche, mit einem Deckel verschließbare Kiste, in der in passenden Aussparungen Becher nebeneinander stehen. Im Deckel, unmittelbar über den Bechern, befinden sich Geruchslöcher. Sie füllen einen oder mehrere Ihrer Duftstoffe in die Becher und verschließen die Kiste. Ihr Hund schnüffelt nach dem Beriechen seines Geruchsmusters die Löcher der Scentbox ab und zeigt den entsprechenden Duft am richtigen Loch an. Die Becher sind spülmaschinenfest und somit schnell wieder zu „neutralisieren“. Die Scentbox gibt es als ca. 1,20 m lange Ausführung mit 4 Bechern und Klappdeckel (siehe Bilder oben) und als praktische platzsparende (aber ebenso funktionierende) Klein-Version in 60 cm Länge mit 3 Bechern, die in jedem Regal untergebracht werden kann. Übrigens haben auch Katzen viel Spaß an diesem Spielgerät! Mehr Infos hierzu gibt’s auf Marianne Keuthens Webseite www.intellidog.de.
Einfach selbst gebastelt: Die Pappkarton-Scentbox
Was für eine kreative Idee: Sandra Hanke hat aus einem Pappkarton eine Scentbox für Geruchsmemory-Spiele gebastelt – und gemeinsam mit ihrer Zwergpudeldame Kati extra für uns ein Video dazu gedreht!
Dafür einfach auf den Video-Link clicken und bei Youtube schauen. Dort sehen Sie nicht nur Kati in Aktion, sondern erhalten auch noch viele nützliche Tipps zur Konstruktion und Benutzung der Pappkarton-Scentbox:
Und nochmal Marke Eigenbau
Manchmal ist es verrückt, dass in hunderten, ja tausenden von Kilometern Entfernung und ganz unabhängig voneinander ähnliche Ideen entstehen. Mike Theis aus Norwegen hat für seine Vierbeiner ebenfalls eine Schnüffelkiste entwickelt: Ein flacher Kasten, an dessen Boden eine Holzleiste festgeschraubt ist. Die Leiste besitzt Vertiefungen, in die kleine Schraubverschlüsse von Limonadenflaschen passen. Diese werden mit Geruchsproben, z.B. verschiedenen Ölen, gefüllt. Der Kasten wird mit einem Maschendrahtdeckel verschlossen. Der Hund kann die Geruchsproben zwar sehen, aber weder verspeisen / trinken noch umwerfen. Mehr darüber auf der lesenswerten (deutschsprachigen) Webseite von Mike und Else Theis www.hundehobby.com bzw. direkt unter http://www.hundehobby.com/agility/tipps/luktbox/luktboxt.html
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