Rally Obedience: Was ist das?
Haben Sie Lust, mal etwas Neues auszuprobieren? Eine Aktivität, die Hund und Mensch Spaß macht, in der ein wenig Action genau so wie Präzision und perfekte Kommunikation zwischen Mensch und Hund gefragt sind? Die sowohl einfach als auch anspruchsvoll sein kann und schnell von jederhund und jedermensch erlernt werden kann? Die abwechslungsreich und spannend ist und sich auf dem Hundeplatz genau so wie im heimischen Garten ohne großen Aufwand realisieren lässt? Wie wär’s mit Rally Obedience?! Rally Obedience haben wir vor ein paar Jahren in den USA aufgestöbert und gehörten zu den ersten, die diese Hundesportart in Deutschland ausprobiert und vorgestellt haben. Rally Obedience wurde Ende der 1990er Jahre von Charles „Bud“ Kramer entwickelt und erfreut sich zunehmender Beliebtheit und Bekanntheit.
Obedience + Agility = Rally Obedience?!
Die sogenannte „Unterordnung“ und das Training des Grundgehorsams sind für so manch ein Hund-Mensch-Team eher lästige Pflicht als ein Vergnügen. Und so war’s auch in den USA, als Rally Obedience erfunden wurde: Die Zahl an Hundebesitzern, die sich für die klassische „Unterordnung“ und für die Sportart Obedience als Hohe Schule des Gehorsams interessierten bzw. wettkampfmäßig an beidem teilnahmen, stagnierte. Überlegungen wurden angestellt, Elemente der Unterordnung neu und attraktiv zu verpacken, um mehr Menschen und Hunde dafür zu begeistern.
Man nehme also eine ordentliche Prise Unterordnung/Obedience, würze sie mit einem Schuss Agility – und heraus kommt: Rally Obedience! So ähnlich war es wohl, denn man zog als Vergleich die Sportart Agility heran, die sich eh und je größter Beliebtheit erfreute. Was macht Agility so beliebt? Was schätzen Teilnehmer und Zuschauer so sehr daran? Nun, wahrscheinlich in erster Linie Action und Abwechslung. Die Teams absolvieren dabei alle Hindernisse in einem rasanten Lauf, ununterbrochen von Anweisungen des Richters. Während des gesamten Laufes ist eine intensive Kommunikation zwischen Hund und Mensch erforderlich und erlaubt: Der Mensch darf mit dem Hund reden, ihn anfeuern und ihm beliebig viele Hör- und Sichtzeichen geben. Unterschiedliche Parcours anstelle des in der klassischen Unterordnung üblichen starren Laufschemas fordern auch den Menschen: Er ist gefragt, eine Strategie zu entwickeln, den Hund möglichst zügig durch den Parcours zu führen. Wie also Elemente dieses Erfolgskonzeptes in die Unterordnung einfließen lassen? Des Rätsels Lösung lag nah: Statt Hindernissen mussten Schilder in den Parcours, die die einzelnen Übungen der Unterordnung symbolisieren und vom Hund-Mensch-Team absolviert werden müssen. Und so wurde Rally Obedience geboren!
Und wie funktioniert’s nun genau?
Nun, Rally Obedience trägt seinen Namen nicht von ungefähr: Es heißt so, weil es aufgebaut ist wie eine Rally: Das Mensch-Hund-Team bewegt sich dabei möglichst schnell mit dem Hund bei Fuß bzw. an lockerer Leine durch einen Parcours, innerhalb dessen verschiedene Stationen zu durchlaufen sind. Die Stationen bestehen aus Schildern, die dem Team sagen, was an dieser Stelle zu tun ist und in welche Richtung es nach Erfüllung der Aufgabe weiter geht.
Die Stationen
Jedes Schild trägt ein Symbol für eine Übung aus dem Obedience- bzw. Unterordnungsbereich: Wendungen in jede Richtung und um 90°, 180°, 270° oder 360° zum Beispiel, ein Slalom um Pylonen, das Voraussenden über eine Hürde, Bleib-Übungen, Vorsitzen, Platz aus der Bewegung und so weiter. Je nach Reglement stehen um die 50 verschiedene Übungsschilder zur Verfügung.
Der Parcours
Ein Parcours besteht aus im Schnitt 20 dieser Übungen. Je nach Reglement muss er innerhalb einer bestimmten Zeitdauer (z.B.: vier Minuten) absolviert werden und wird in einem Feld von ca. 15 m x 24 m aufgebaut. Ähnlich wie im Agility werden stets neue Parcours erdacht: Die Parcours variieren zum einen durch die Auswahl der benutzten Übungen und zum anderen durch deren Reihenfolge im Parcours.
Die Klassen
Gestartet wird je nach Reglement in verschiedenen Klassen, die sich im wesentlichen durch die Schwierigkeitsgrade der Übungen unterscheiden.
Die Bewertung
In der „Urform“ des Rally Obedience haben die Übungen keinen individuellen Punktwert. Vielmehr starten alle Teams mit der maximalen Punkzahl von 200 Punkten und bemühen sich, den Parcours möglichst fehlerfrei zu bewältigen. Fehler im Parcours werden mit Punktabzügen gewertet. In anderen Reglements starten die Teams „bei Null“ und erhalten Punkte für jede Übung. Unabhängig davon gilt: Wer zum Schluss die höchste Punktzahl behält, gewinnt. Die Ausführung der Übungen wird vom Richter beurteilt. Ansonsten hält sich der Richter völlig zurück. Seine Tätigkeit beschränkt sich darauf, das Startsignal zu geben und die Übungen zu bewerten.
Die besondere Note
Im Gegensatz zur klassischen Unterordnung und auch zur Sportart Obedience, der hohen Schule der Gehorsams, dürfen Hund und Mensch während des Parcours in den meisten Reglements nach Lust und Laune miteinander kommunizieren: Der Hundeführer darf den Hund ansprechen, motivieren und anfeuern. Er darf beliebig viele Hör- und Sichtzeichen geben. Eines der beiden Reglements, die sich in Amerika in der Erprobungsphase befinden, erlaubt sogar, den Hund am Ende einer Übung mit einer Futterbelohnung zu bestärken. Tabu ist jegliche Korrektur des Hundes – sei es durch Hand, Leine oder Stimme. Sie führt zu Punktabzug bzw. zur Disqualifikation des Teams.
Wer kann mitmachen?
Das Schöne am Rally Obedience: Es gibt kaum ein Hund- und Mensch-Team, für das sich diese Sportart nicht eignet! Große und kleine, alte und junge, schwere und leichte, unbegrenzt mobile und mobilitätsbegrenzte Menschen und Hunde können und sollen teilnehmen. Auch die Anforderungen an den Trainingsstand halten sich in Grenzen: Schon mit ein bisschen Übung ist ein Parcours erfolgreich zu bewältigen. Ganz abgesehen davon wird für den Rally-Obedience-Parcours so wenig Zubehör benötigt, dass sich jeder mit minimalem materiellen und finanziellen Aufwand seinen persönlichen Parcours zusammen stellen kann, der dazu noch unbeschränkt mobil ist und im heimischen Garten genau so wie auf der Hundewiese oder im Urlaub zum Einsatz kommen kann.
Wo bekomme ich das Zubehör her – und wo gibt’s das Reglement?
Fast alles, was Sie benötigen, um loszulegen, finden Sie bei spass-mit-hund.de: Unter Zubehör & Downloads beispielsweise können Sie sich die Schilder herunterladen. Sie brauchen sie bloß auszudrucken, in Folie zu verstauen, und schon haben Sie die wesentlichen Elemente Ihres Parcours zusammen. Außerdem haben wir an einer ersten deutschsprachigen Fassung des Reglements gefeilt, das eine Zusammenführung und Ergänzung der ursprünglichen US-amerikanischen Reglements umfasst. Wir haben sämtliche Rally-Obedience-Übungen genau beschrieben. Sie finden hier weiterhin Vorlagen und Ideen zum Parcours-Design sowie Wertungsbögen. Darüber hinaus ist uns bei der Beschäftigung mit der neuen Sportart klar geworden, dass die Möglichkeiten des „Schilderwaldes“ quasi unbegrenzt sind und haben einige Ideen entwickelt, was man noch daraus machen könnte: Schauen Sie sich doch einmal unsere „Variationen“ an. Nur das Basteln der Schilderhalter konnten wir Ihnen nicht abnehmen – das ist das einzige, um das Sie sich selber kümmern müssen. Aber keine Angst, natürlich haben wir auch dafür Anleitungen zusammen gestellt.
Übrigens: Ein paar Jahre, nachdem wir Rally Obedience im deutschsprachigen Raum vorgestellt haben, ist das Saatkorn aufgegangen :-) Wir selbst sind eher Gelegenheitstäter, freuen uns aber, dass es inzwischen viele Praktiker und auch Experten auf diesem Gebiet gibt, die tief in die Materie eingestiegen sind. In der Schweiz beispielsweise ist Doris Vaterlaus im Rally Obedience aktiv – schauen Sie doch mal bei www.rallyobedience.ch vorbei. In Deutschland haben im Jahr 2012 zwei VDH-Verbände Rally Obedience in ihr sportliches Angebot aufgenommen: Der Club für Britische Hütehunde CfBrH e.V. (umfassende Infos: www.rally-obedience-deutschland.de) sowie der DVG (umfassende Infos: www.dvg-hundesport.de/home/fun-sport/rally_obedience.de). Sie finden dort jeweils noch Abwandlungen des Reglements, Schilder zum Download, viele weitere Tipps und Anleitungen sowie Ansprechpartner aus der Praxis.
Probieren geht über studieren!
Wir finden, Rally Obedience ist eine schöne Sportart und freuen uns, dass sie sich inzwischen auch in Europa zunehmender Beliebtheit erfreut. Vielleicht haben Sie Lust bekommen, einmal hinein zu schnuppern? Dann tun Sie es, denn einfacher geht’s kaum. Viel Spaß dabei!