Einstiegs- und Kreativitätsübungen
Wenn Ihr Hund die Bedeutung des Clickers (oder eines beliebigen anderen Markersignals) verinnerlicht hat, dann können Sie im Alltag sofort loslegen und erwünschte Verhaltensweisen nach Belieben „einfangen“: zum Beispiel, wenn Ihr Hund auf dem Spaziergang Blickkontakt zu Ihnen aufnimmt oder sich hinsetzt, anstatt den Besuch anzuspringen. Wenn Sie und Ihr Hund jedoch das sogenannte „kreative Clickertraining“ (bei dem Ihr Hund Ihnen Verhaltensweisen gezielt anbietet) erlernen möchten und Sie die Faszination „Shaping“ (Shaping = das freie Formen von Verhaltensweisen) entdecken wollen, dann braucht es ein wenig Übung. Hier finden Sie Ideen für den Einstieg.
Tipps für die 'Warmlaufphase'
Wir haben im Folgenden kleine Übungen zusammengetragen, die wir als besonders geeignet für den Clicker-Start empfinden: die keine komplexen Handlungsketten umfassen, deren Anforderungen an das Shaping minimal sind, die die Kreativität des Hundes fördern und bei denen nach kurzer Zeit, meist schon innerhalb von ein oder zwei Übungseinheiten, erste Erfolge sichtbar sind.
Ideal zum Einstieg: Clicker-Training ohne Hund
Sie wollen eigentlich gerade mit dem Clicker-Training starten und haben zufällig Besuch oder sind zu zweit oder zu dritt? Ideal. Dann lassen Sie Ihren Hund noch einen Moment warten. (Möglichst außer Hörweite, denn Sie müssen clickern, und Sie wissen ja: Wenn Sie in Gegenwart des Hundes clickern, versprechen Sie ihm damit eine Belohnung!). Schnappen Sie sich einen Clicker, einen Tennisball, mindestens eine „Versuchsperson“ und legen Sie los mit ein paar „Trockenübungen“.
Timing-Training mit dem Tennis-Ball
Das Geräusch des Clickers ist präzise und markant – beste Voraussetzungen, Ihrem schnellen Hund mitzuteilen, welches Verhaltensdetail Sie gut finden. Dafür muss aber Ihr Timing stimmen – und das können Sie vorher üben: Ihr Trainingspartner nimmt den Tennisball, Sie den Clicker. Der Tennisball wird auf den Boden fallen gelassen und springt wieder hoch. Ihre Aufgabe: Genau dann clicken, wenn der Ball den Boden berührt. Gar nicht so einfach, oder? Sie finden, das ist kein Problem? Dann bitten Sie Ihren Trainingspartner, den Tennisball ab jetzt hoch zu werfen – und Sie clicken, wenn der Ball seinen höchsten Punkt erreicht.
Timing-Training mal ganz anders: per Mausclick!
Wer schon immer testen wollte, wie gut sein Timing ist, sich dabei aber nicht vom Computer fortbewegen möchte: viel Spaß beim Schäfchen-Bändigen bei http://www.bbc.co.uk/science/humanbody/sleep/sheep/reaction_version5.swf
Wie sich Training anfühlt: Clicker-Training für Zweibeiner
Auch für dieses Spiel brauchen Sie mindestens einen Mitspieler: Einen „Trainer“ und eine „Testperson“. Und vielleicht – als Motivationsmittel – eine Tüte Gummibärchen oder eine Dose Erdnüsse… Der Trainer wird mit dem Clicker ausgerüstet, die Testperson verschwindet kurz außer Hörweite. Trainer und übrige Mitspieler überlegen sich eine Aufgabe für die Testperson. Zum Beispiel: Das Licht anschalten, sich auf einen bestimmten Stuhl setzen, aus einem Glas trinken, einen Luftsprung machen….Die Testperson wird zurück geholt und probiert nun aus. Jeder Schritt in die richtige Richtung wird mit einem Click bestärkt (Belohnung nicht vergessen…). Click bedeutet also „Genau richtig!“ Kommt kein Click, heißt das „Das war’s noch nicht – probier weiter“. Profis bauen ganze Verhaltensketten auf. Wollten Sie Ihre beste Freundin nicht schon immer mal dazu bringen, sich aus dem Fenster zu lehnen und zu bellen oder vielleicht mit der Nasenspitze den Lichtschalter zu bedienen? Die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Mit diesem Spiel können Sie zum einen Ihre Fähigkeiten als Trainer schulen – ganz besonders werden Sie darin fit , Verhaltensweisen zu formen (Shaping). Der eigentliche Aha-Effekt liegt jedoch beim „Hund“: So, wie die Testperson sich fühlt, geht es unseren Hunden im Training ständig – und zwar unabhängig von der Trainingsmethode: Während wir Menschen schon das perfekte Bild des „Endproduktes“ im Kopf haben, hat der Hund nicht einen Hauch von Ahnung davon, was wir uns ausgedacht haben. Es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, sich in die Lage des Hundes hineinzuversetzen – und künftig mit etwas mehr Verständnis und Geduld an die Sache heranzugehen. Noch ein Tipp für die Spiel-Beteiligten: Je großzügiger der Trainer clickt, desto einfacher und motivierender wird’s für die Testperson. Und: Je mehr die Testperson ausprobiert, desto einfacher wird es für den Trainer, erwünschtes Verhalten zu clicken.
Die ersten Schritte mit Hund
Sie haben die Trockenübungen absolviert? Dann holen Sie Ihren Hund und starten Sie durch. Die folgenden zwei Übungen haben sich als Einstiegsübungen mit Hund bewährt:
„Weg vom Futter“ – oder „Welche Hand willst du?“
Was auf den ersten Blick aussieht wie ein echter Härtetest gerade für verfressene Hunde, bringt tatsächlich schnelle Clicker-Erfolge! Besonders gut funktioniert diese Übung mit zwei Personen:
- Person 1 bedient den Clicker, Person 2 hat in einer Hand Leckerchen, die andere Hand ist leer. Person 2 geht vor dem Hund in die Hocke, Person 1 stellt sich dahinter und schaut ihr über die Schulter (so dass das Gesicht des Hundes immer gut im Blick ist – die Perspektive von Person 1 ist also so wie in der Bilderserie unten).
- „Anweisung“ für Person 2 (die mit dem Futter in der Hand): Wann immer es clickt, öffnet sich die gefüllte Hand kurz und gibt ein Stück Futter frei.
- Beide Hände werden geschlossen und dem Hund entgegengestreckt (der natürlich sofort riecht, was „Sache“ ist). Er soll nun – allein geleitet durch die Clicks – dazu gebracht werden, die leere Hand zu berühren, um aus der vollen Hand einen Leckerbissen zu erhalten.
- Dass dies natürlich nicht auf Anhieb klappt, ist klar. Clicken Sie zu Beginn deshalb bereits, wenn der Hund kurz von der mit Leckerchen gefüllten Hand ablässt oder auch nur einen Blick in Richtung der leeren Hand wirft. Garantiert wird er irgendwann zufällig auch an der richtigen Hand schnüffeln. Das können Sie dann ebenfalls mit einem „Click“ einfangen.
- Tipp: Halten Sie Ihre Hände zunächst dicht beieinander (ca. 20-30 cm auseinander), das macht es Ihrem Hund einfach. Verkneifen Sie es sich, Ihren Hund zu korrigieren, wenn er z.B. an der gefüllten Hand schleckt oder an ihr kratzt – er soll ja durch Versuch und Irrtum auf die richtige Idee kommen. Denken Sie daran: Halten Sie die Übungseinheit kurz (1 Minute reicht) und bemühen Sie sich, auf 10-15 Clicks (+Belohnung) pro Minute zu kommen.
Diese Übung ist besonders ideal für Hunde, die zuvor viel mit Futter gelockt wurden: Sie merken so, dass es sich lohnt, vom Futter weg zu arbeiten!
In der Bilderserie oben rechts ist das Futter in der linken Hand – und entsprechend neugierig schnüffelt Hundedame Kira auch zu Anfang daran. Wann immer sie auf die Idee kommt, sich der leeren (rechten) Hand zuzuwenden, erhält sie aus der linken Hand ein Leckerchen. Auf dem Bild rechts ist die Übung etwas anders gestaltet: Der clevere Terrier pendelt hier zwischen zwei Personen, die ihm ihre Hände entgegenstrecken.
Der Target-Stick
Unter „Targeting“ oder „Target-Training“ wird in der Regel verstanden, dass der Hund das Ende eines Stabes, des „Target-Sticks“ oder „Touch-Sticks“, mit der Schnauze berührt. Gerade Einsteigern ins Clicker-Training fällt das Target-Training sehr leicht und es ist darüber hinaus auch noch unglaublich praktisch.
Als „Target-Sticks“ dienen idealerweise Teleskop-Zeigestäbe, aber auch Fliegenklatschen, Kochlöffel und Bambus-Stäbe eignen sich. Wichtig ist, dass der vordere Teil des Stabes, der vom Hund berührt werden soll (also die Spitze), farblich oder figürlich hervorsticht. Ein Bambusstab kann dafür zum Beispiel mit einem Stück farbigen Isolierbands umwickelt werden. Oder Sie stecken einen kleinen Ball auf die Spitze des Stabes. Das „dicke Ende“ hat den Vorteil, dass es nicht so schnell versehentlich in Nase, Auge oder Schnauze des Hundes landen kann…
Und so funktioniert’s:
- Los geht’s, in dem praktischerweise Clicker und Target-Stick in die eine Hand und genommen werden und die andere Hand für das Überreichen des Futters freigehalten wird. Den Target-Stick präsentieren Sie dem Hund erst, wenn Sie alle Vorbereitungen getroffen haben und „clickbereit“ sind. Dann nutzen Sie die erste Neugier des Hundes: Es gibt kaum einen Vierbeiner, der sich dem neuen Objekt nicht interessiert zuwendet – und „Click“, das fangen Sie gleich ein. Während Sie das Stück Futter überreichen, nehmen Sie den Target-Stick wieder hinter Ihren Rücken, und wenn der Hund mit Fressen fertig ist, präsentieren Sie ihm den Target-Stick erneut. „Click“ erneut für jede Annäherung an den Stab. Auch erste Blicke oder leichte Kopfdrehungen in Richtung des Stabes werden zunächst belohnt. Denken Sie daran: Sie wollen schließlich auf 10-15 Clicks pro Minute kommen, um Ihrem Hund den Einstieg verständlich zu machen – da müssen Sie schon großzügig sein!
- Fordern Sie allmählich mehr von Ihrem Hund: Wenn er z.B. regelmäßig den Kopf in Richtung des Stabes wendet, ihn aber noch nicht berührt, clicken Sie den nächsten Blickkontakt nicht mehr und schauen, was der Hund tut: Die meisten Hunde reagieren dann mit etwas mehr Nachdruck („Hey, warum clickt’s denn nicht? Ich wende mich dem Stab doch zu. Siehst du – noch ein Stückchen mehr!“) – und dann genau können Sie wieder clicken, und Ihrem Hund wird klar „Aha, ich soll also noch ein Stück näher ran!“. Ab jetzt wird nur noch geclickt, wenn die Nase dicht am Stab ist. Zeigt Ihr Hund das mehrfach sicher und wollen Sie wieder einen Schritt weiter kommen, clicken Sie z.B. nur noch, wenn die Nase tatsächlich Stab-Kontakt hat usw.
- Wie Sie es später noch schwerer machen können: Variieren Sie die Position des Stabes. Halten Sie ihn mal etwas höher, mal etwas tiefer, so dass Ihr Hund sich recken oder bücken muss, um ihn zu erreichen. Oder Sie halten den Stab so, dass Ihr Hund ein paar Schritte gehen muss, um ihn zu erreichen.
Das ganze ist ausbaufähig: Der Target-Stick kann später zum Beispiel dazu benutzt werden, den Hund durch das Bewegen des Stabes in jede gewünschte Richtung zu schicken, ohne ihn berühren zu müssen. Kleine Hunde können damit „bei Fuß“ geführt werden, Kunststücke können damit trainiert werden. Auf unserer Bilder-Serie unten folgt Thai-Ridgeback-Dame Toska dem Target-Stick während einer Drehung. Während jetzt noch der Target-Stick Frauchens verlängerter Arm ist, wird dieser immer weiter abgebaut, so dass Toska sich irgendwann allein auf ein Handzeichen dreht. Das Berühren des Stabes kann auch auf andere Gegenstände übertragen werden: Alles, was mit dem Ende des Target-Sticks berührt wird, soll der Hund mit Schnauze (oder Pfote, s.u.) berühren. Ein Behindertenbegleithund lernt so zum Beispiel, einen Lichtschalter zu bedienen.
Auch im Training zur Alltagstauglichkeit können Target-Übungen sehr nützlich sein: Auf gleiche Weise, wie Sie Ihrem Hund das Anstupsen der Stabspitze beibringen, können Sie ihn auch das Anstupsen und Folgen Ihres hochgestreckten Daumens lehren. Das ist sehr praktisch, wenn Sie Ihren Hund mal schnell von „A nach B“ manövrieren wollen (z.B. zügig an den Rand des Spazierweges, wenn eine Gruppe Radfahrer naht).
Wenn Sie mögen, können Sie später auch ein Signal / Kommando für das Anstupsen von Gegenständen einführen, z.B. „Touch“ oder „Stups“.
Mit Kreativitätstraining zum Erfolg
Je mehr Verhaltensweisen Ihr Hund Ihnen von sich aus anbietet, um so leichter haben Sie es später, daraus Ihr Wunschverhalten zu formen. Je besser Ihr Hund begreift, dass es höchst erwünscht ist, wenn er sein Gehirn anwirft, mitdenkt und aktiv wird, umso schneller kommen Sie zum Erfolg. Es lohnt sich also, etwas Zeit in Kreativitätsübungen zu investieren. Das gilt nicht nur für Clicker-Einsteiger. Auch Clicker-Cracks finden darin eine Herausforderung und werden fit gehalten. Kreativitätsübungen machen außerdem Spaß und sind unser heißer Tipp für den Feierabend: Sinken Sie ins Sofa, halten Sie Clicker und Leckerchen bereit – und lassen Sie Ihren Hund kreativ werden!
Die 101-Dinge-Kiste
Die „101-Dinge-Kiste“ ist ein echter Clicker-Klassiker und eignet sich auch gut für den Anfang. Sie brauchen dafür: Eine kleine Kiste, einen Karton, es kann aber auch jedes andere Objekt sein, das irgendwie „multifunktional“ verwendbar ist und vom Hund zum Beispiel geschubst, angestoßen, erklommen …. werden kann. Der Hund wird nun für JEDE Aktion bestärkt, die er während der Erkundung des Objektes zeigt: Blick in Richtung der Box = C&B, Schnüffeln an der Box = C&B, die Box mit der Nase anstupsen = C&B, die Box ein Stück schieben = C&B, eine Pfote auf die Box setzen = C&B usw….
Schießt Ihr Hund sich auf ein Verhalten ein (zum Beispiel das Stupsen der Box mit der Schnauze), Sie möchten aber ein anderes Verhalten sehen, so bestärken Sie das Anstupsen nicht mehr. Ihr Hund wird entweder mit etwas mehr Nachdruck zu Werke gehen („Hey – sieht denn keiner, was ich mache – warum clickt’s denn nicht?“) und dabei vielleicht ein neues Verhalten zeigen, das Sie dann bestärken können (möglicherweise nähert er sich der Box mit einem Pfotenhieb) – oder er probiert direkt etwas Neues (das ist es, was erfahrene Clickerhunde tun würden).
Sie können das solange betreiben, wie Sie beide Spaß daran haben. Wie immer gilt: Großzügig clicken (10-15 Clicks pro Minute dürfen es sein), die Einheiten kurz halten (nach 1-2 Minuten eine Pause machen) und aufhören, noch bevor die Begeisterung nachlässt!
Tipp: Wenn's partout nicht klappen will
- Setzen Sie Ihre Ziele ganz niedrig an. Die „101“ steht dann stellvertretend für „Was immer du machst – und wenn es nur eine winzige Kleinigkeit ist – es ist wunderbar und richtig!“
- Machen Sie es Ihrem Hund ganz einfach: Am besten, Sie setzen sich direkt neben das Objekt, so dass Ihr Hund sich nicht großartig hin und her bewegen muss.
- Manchmal hilft es auch, das Objekt zunächst wie einen Target-Stick in der Hand zu halten.
- Schauen Sie das Objekt an und nicht Ihren Hund.
- Verpassen Sie nicht den Moment, in dem Ihr Hund sich dem Objekt, das Sie ins Spiel bringen, das erste Mal neugierig zuwendet, sondern clicken Sie das direkt! Bestärken Sie allerwinzigste Bewegungen, ja, jeden Blickkontakt in Richtung des Objektes. Für den Anfang reicht das schon! Wenn Ihr Hund ein Clicker-Anfänger ist, freuen Sie sich, wenn er IRGENDEINE Aktivität am Objekt zeigt.
- Haben Sie das Gefühl, das Objekt ist Ihrem Hund unheimlich und er vermeidet deshalb jede Interaktion damit? Dann probieren Sie Ihr Glück mit einem anderen Gegenstand, von dem Sie wissen, dass Ihr Hund sich davor garantiert nicht fürchtet.
Also: Werden Sie zum Schrecken der Kinderflohmärkte. Plündern Sie die Kinderzimmer! Durchsuchen Sie Keller und Dachboden! Halten Sie Ausschau nach Dingen, in die Hund reinsteigen kann, die er anstupsen oder drücken kann, die einen Ton von sich geben, die gezogen werden können oder rollen. Ideal sind Stehaufmännchen, Keyboards und Xylophone, Kreisel, Spielzeugautos, Baby-Spielstationen jeder Art, Skateboards, Kriechtunnels, Rasseln, Bälle, Hoola-Hoop-Reifen, aber auch Kartons jeder Größe, Autoreifen, Chipsdosen, Plastikflaschen,…
All diese Dinge geben hervorragende „101-Dinge-Kisten“ ab – Gehirnjogging und Kreativitätstraining auf einen Schlag. Lassen Sie sich dabei überraschen, was dabei heraus kommt.
Tipp:
101 Dinge ohne „Kiste“
Zugegeben: Für den Anfang ist Kreativitätstraining dann am leichtesten, wenn Sie Objekte dafür verwenden. Grundsätzlich geht’s aber auch ohne – eine schöne Variante für fortgeschrittene Clickerer. Ziel ist es dann, dass Ihr Hund Ihnen Körperbewegungen anbietet, die Sie clicken.
Wie das ganze funktioniert: Sie nehmen den Clicker in die Hand, die Leckerchen neben sich, sind entspannt und freundlich. Ihr Hund kann tun und lassen, was er möchte. Und da er mit Sicherheit Ihre tolle Belohnung haben möchte, wird er darauf lauern, wie er sie ergattern kann – und probieren, Ihnen das eine oder andere anzubieten. Sie warten nun auf ein Verhalten, was Ihnen gefällt. Vielleicht macht Ihr Hund einen Schritt zurück? Oder er hebt die Pfote? Oder er macht gar einen Luftsprung oder eine Spiel-Verbeugung? C&B! Garantiert werden die grauen Zellen Ihres Hundes anfangen zu rattern, sobald es geclickt hat – und er wird probieren, Ihnen das Verhalten wieder zu zeigen. Wenn er das gut macht, können Sie das gezeigte Verhalten auch gleich weiter formen (müssen Sie aber nicht): Hat Ihr Hund entdeckt, dass er Sie mit einem Rückwärts-Schritt zum Clicken bringen kann? Dann zögern Sie den Click ein wenig hinaus und warten, ob er Ihnen nicht noch einen zweiten Schritt zurück anbietet. Vielleicht wird daraus schon Ihr neuer Trick: rückwärtsgehen!
Immer dran denken: Bei Anfänger-Hunden, die von sich aus zunächst wenig Aktion zeigen, halten Sie die Anforderungen klein und bestärken schon kleinste Bewegungen.
Mach was anderes!
Noch eine „Spielart“ des Kreativitätstrainings – jedoch nur für erfahrene Hunde und Menschen, die die Herausforderung suchen und die Abwechslung lieben! Hier wird der Hund für jedes Verhalten bestärkt, das sich vom zuletzt gezeigten unterscheidet. Beispiel: Hund setzt sich = C&B. Hund setzt sich erneut = nichts. Hund legt sich = C&B. Hund legt sich erneut = nichts. Hund gibt Pfötchen = C&B. Hund setzt sich wieder = nichts. Die Idee der Übung ist, dass der Hund sich nicht auf zwei oder drei Verhaltensweisen beschränkt und sie wiederholt, sondern stetig Neues probieren muss. Nichts für Anfänger!
Und jetzt was ganz Neues!
Die Variante für die Profis und Denker unter den Hunden. Eignet sich nur für Hunde, die nicht schnell aufgeben, routiniert im Kreativitätstraining sind und das Ausprobieren lieben. Hier wird KEINES der „alten“ Verhalten bestärkt. Der Hund ist aufgefordert, etwas komplett Neues zu erfinden. Beispiel: Der Hund kann Sitz, Platz, Pfötchen und „Gib Laut“ und bietet diese Verhaltensweisen auch stetig an. Während dieser Übung wird er aber für keine davon bestärkt. Hier heißt es warten und vielleicht auch eine kleine Durststrecke (Frustration auf Seiten des Hundes) überstehen. Vielleicht springt der Hund plötzlich hoch? C&B! Ein echtes Experiment, jedoch mit einer gewissen Vorsicht zu genießen (weil Ihr Hund sehr dabei „hochfahren“ könnte).
Noch mehr Target-Training
Target-Training ist ausbaufähig, eignet sich in jeder Form gut für Clicker-Starter – und ist außerdem als Grundlage vieler Übungen einsetzbar.
Andere „Targets“ zum Anstupsen
Es muss nicht immer der Target-Stick sein. „Targets“, auf deren Berührung der Hund trainiert werden kann, können auch sein: die Hand (oder ein Daumen oder Finger), Filmdöschen, Klebezettel, sogar der Leuchtfleck eines Laserpointers,…:
- Filmdöschen werden häufig für die Obedience-Übung „Vorausschicken“ eingesetzt.
- Klebezettel haben den Vorteil, dass man sie besonders gut langsam „reduzieren“ (sprich: beschneiden) kann. Angenommen, Ihr Hund soll lernen, eine Schublade mit der Schnauze zuzuschieben. Das Anstupsen eines Klebezettels kennt er schon – und deshalb kleben Sie zunächst den bekannten Zettel an die Schublade. Ihr Hund weiß sofort, was er tun soll: den Zettel mit der Schnauze anstupsen! Jetzt kommen Sie mit der Schere – und schneiden den Zettel immer ein Stückchen kleiner – und irgendwann ist er einfach verschwunden. Der Übergang ist fließend – und Ihr Hund lernt so, die Schublade mit der Schnauze anzustupsen.
- Wie unschlagbar praktisch es ist, dem Hund beizubringen, der Hand bzw. dem hochgestreckten Daumen zu folgen, wissen Sie ja bereits (siehe obige Anleitung zum Target-Training).
- Sag’s durch die Blume: Sehr nett sieht es aus, wenn Ihr Hund eine langstielige Stoff-Blume „antoucht“. Unsere Leserin Theres Behnke ist noch kreativer geworden und in den Garten gegangen. Sie hat ihre Westie-Hündin Cleo für das Anstupsen einer Blume bestärkt und später dafür das Signal „Blumenriechen“ eingeführt. Ob Sie daraus auch noch das Blumenpflücken formen, müssen Sie selber wissen. Denken Sie daran, dass Ihr Hund die Butterblume in der Wiese wahrscheinlich nicht von Ihrer hochdekorierten Lieblings-Zier-Tulpe unterscheiden kann….
- Bei allen Targets, die Sie Ihrem Hund beibringen, gehen Sie genau so vor wie beim Einüben des Target-Sticks (Anleitung siehe oben): Sie bestärken zunächst jeden Blickkontakt, jede kleinste Annäherung.
Target-Training mit der Pfote
Target-Training funktioniert natürlich auch mit der Pfote. Nehmen Sie dafür nicht das gleiche Objekt, das Ihr Hund vorher mit der Schnauze angestupst hat – das würde ihn nur verwirren. Viele Hunde tun sich leicht damit, wenn Sie zunächst einen sehr flachen Gegenstand verwenden, z.B. eine zusammengefaltete Wolldecke, ein dickes Stück Pappe oder eine Teppich-Fliese. Auch Mousepads eignen sich gut als „Bodentargets“, die Sie später auch verwenden können, um den Hund an bestimmte Orte zu schicken. Ihr Target legen Sie auf den Boden – und bestärken jede (zunächst zufällige) Berührung mit der Pfote (z.B. wenn der Hund auf den Gegenstand drauftritt bzw. eine Pfote darauf setzt). Husky-Mix-Dame Kira lernt auf dem Bild rechts das Bepföteln eines Stehaufmännchens. Wenn Sie mögen, führen Sie ein Signal ein (z.B. „Drück“), wenn Ihr Hund das Objekt zuverlässig mit der Pfote berührt. Übrigens: Wenn Ihr Hund einen anderen Gegenstand mit der Pfote berühren soll, erwarten Sie nicht, dass er das direkt auf Signal hin kann. Er muss erst lernen, dass das Signal nicht nur für sein erstes Objekt gilt, sondern allgemein gültig ist. Deshalb gehen Sie einfach ein paar Schritte zurück und formen Sie das Verhalten am neuen Objekt noch einmal. In der Regel geht das ganz schnell, denn Ihr Hund hat das Bepföteln nun in seinem Verhaltens-Repertoire und bietet es normalerweise an neuen Objekten auch an.
Einfache Verhaltensweisen gezielt formen: Drücken, schieben, stupsen
Üben Sie sich nun weiter darin, Verhaltensweisen zu formen! Ideal für Clicker-Starter sind einfachste Übungen, deren Ziel es ist, beliebige Objekte mit Schnauze oder Pfote zu berühren. Im Unterschied zur ergebnisoffenen „101-Dinge-Kiste“ überlegen Sie sich hier vorher, was das Ziel sein soll: das Drücken einer Taste, das Schubsen eines Balls, das Anschieben eines Spielzeugautos usw. Wenn Sie keinen Kinderflohmarkt geplündert haben (gerade Kleinkinderspielzeuge sind unschlagbar praktische und auch robuste Trainingsgeräte – und für ein paar Cent gebraucht erhältlich!), können Sie natürlich auch beliebige Gegenstände aus dem Haushalt verwenden – bloß rollen die nicht so schön, geben keine Töne von sich und blinken nicht ;-)
Da Sie diese Übungen als reines Aufwärmtraining betrachten, brauchen Sie sich dafür auch nicht mit der Signaleinführung beschäftigen – es sei denn, Sie möchten daraus einen speziellen Trick formen. Versuchen Sie einfach, allein durch die Information des Clickers das Verhalten zu formen, das Sie sich als Ziel gesetzt haben, und gehen Sie dann über zur nächsten Herausforderung.
Im folgenden nur ein paar Anregungen – Sie haben bestimmt noch viel bessere Ideen:
Steh auf, Männchen!
Tolle Trainingsobjekte für den Clicker-Start sind Stehaufmännchen. Die freundlichen dicken Zeitgenossen trudeln bereitwillig, wenn Hund sie stupst, und manche geben dabei auch noch Geräusche von sich. Und sie gehen freiwillig wieder in ihre Ausgangsposition zurück, so dass sich der Mensch hinter dem Clicker nicht auch noch um das Neu-Arrangieren des Objektes kümmern muss. Einfacher kann Target-Training kaum sein. Umgeworfen werden können die Männchen mit Schnauze oder Pfote. Tipp: Wenn Ihr Hund sehr groß und das Stehaufmännchen sehr klein ist, dann halten Sie es zunächst in der Hand – in etwa auf Schnauzenhöhe des Hundes. So hat er es gleich im Sichtfeld – und Sie können es im Übungsverlauf Stück für Stück in Richtung Boden absenken.
Einfach umwerfend! Chipsdosen und Pylonen als „Opfer“
Wem das letzte Stehaufmännchen auf dem Kinderflohmarkt von der Konkurrenz weggeschnappt worden ist, der kann das ganze auch mit einer Chips-Dose, einer Pylone oder ähnlichem probieren. Die können genauso von der Hundeschnauze oder –pfote umgestupst werden – auch, wenn sie sich nicht von selber wieder aufrichten. Aber vielleicht nehmen Sie später die Herausforderung an, mit Ihrem Hund auch das Wiederaufrichten von Dingen zu trainieren… Noch ein Tipp: Üben Sie das Umwerfen zunächst auf einem weichen Teppich oder einer dicken Wolldecke. Sie können so wirksam vorbeugen, dass Ihr Hund sich nicht erschrickt, wenn der Gegenstand scheppernd umfällt…
Play it again, Sam! Duett für Clicker und Keyboard
Kinder-Tasteninstrumente aller Art zählen ebenfalls zu den idealen Einstiegsobjekten. Hier wird das erwünschte Verhalten – nämlich das Anstupsen einer Taste mit Schnauze oder Pfote – auch gleich hörbar! Baby-Patschehände-gerechte Geräuschmacher mit Riesentasten sind besonders Hundepfoten-freundlich!
Tipp:
Jetzt aber Druck! Tasten, die für Bewegung sorgen!
Nicht nur Musikinstrumente haben Tasten! Hunde, die schon wissen, worauf es bei solchen Übungen ankommt und die „auch heute schon kräftig zuschlagen“ können, nehmen die Herausforderung an, ein Spielzeugauto (die mit den Tasten obendrauf) mit einem Pfotenhieb zum Fahren zu bringen oder einen Kreisel (zum Drücken) anzutreiben, wie das Boxer Alex auf unseren Bild tut. Geht theoretisch auch mit der Schnauze. Je standfester und robuster die Objekte sind, desto einfacher ist die Übung – logisch.
Rollen und Schieben
Bälle aller Art und jeder Größe, Spielzeugautos und prinzipiell alles, was rund ist oder Rollen hat, können nicht nur angestupst (als Anfangsübung), sondern später auch geschoben werden. Wer das schon trainiert hat und die Herausforderung sucht, könnte sich an folgenden Varianten austoben: Sie legen einen Hoola-Hoop-Reifen oder Ähnliches auf den Boden. Ihr Hund muss nun seinen Ball AUS dem Reifen schubsen (einfacher) oder aber IN den Reifen schubsen (schwieriger). Nicht beides gleichzeitig trainieren – das erzeugt nur Verwirrung.
Rein und raus – drunter und drüber: Bewegung mit Objekten
Und weiter geht’s mit dem Aufwärmtraining. Bei den folgenden Übungen ist Ganzkörper-Aktion Ihres Hunde gefragt – vergnüglich nicht nur für Clicker-Einsteiger. Gerade bei den ganz einfachen Übungen werden Sie wahrscheinlich oftmals denken, dass Ihr Hund sie eigentlich schon kann. Natürlich kann Ihr Hund in einen Karton steigen oder auf einen Hocker springen, WENN Sie es ihm zeigen. Er würde vielleicht auch über ein Hindernis springen, WENN Sie es ihm zeigen. Aber genau das sollen Sie ja diesmal nicht! Ihr Hund soll ja VON SICH AUS aktiv werden und Ihnen Verhalten ANBIETEN, das Sie bestärken können. Und Sie sollen nichts sagen, keine Handzeichen geben – quasi Fesseln und Knebel für Sie, während Ihr Hund arbeitet. Sie formen das erwünschte Verhalten ausschließlich durch das Clicken & Belohnen. Das ist zum einen Denksport pur, zum anderen macht es Sie beide fit für „höhere Aufgaben“. Also wagen sie das Experiment und schauen Sie, wozu Sie und ihr Hund fähig sind – ganz ohne Locken!
Ab in die Kiste oder rein in den Reifen
Sie brauchen dafür bloß: Einen Karton (ideal sind Stiefel-Kartons: die sind recht groß und haben einen niedrigen Rand, einfach mal im Schuhgeschäft fragen) oder eine Kiste, alternativ auch einen Autoreifen. Aufgabe: Hund soll in den Karton / die Kiste / den Reifen steigen. Sie wissen ja: Jede Annäherung an die Kiste bestärken, die Anforderungen allmählich erhöhen. Ein Blick zur Kiste = C&B, Bewegung in Richtung der Kiste = C&B, Schnüffeln an der Kiste = C&B, Schnüffeln IN der Kiste bzw. Kopf über den Rand strecken = C&B, Pfote heben an der Kiste = C&B, erste Pfote in der Kiste = C&B usw.
Wie immer gilt: Es muss nicht gleich beim ersten Mal klappen. Je nach Temperament des Hundes ist es auch schon toll, wenn er in der ersten Übungseinheit mit diesem Objekt nur eine Pfote reinsetzt oder sich auch nur intensiv mit der Kiste /dem Reifen beschäftigt. Beim nächsten Mal geht’s weiter! Für alle, die mehr wollen: Bringen Sie Ihren Hund dazu, in der Kiste „Sitz“ oder „Platz“ oder – wenn er das sonst schon kann – „Männchen“ zu machen (Sie sagen ihm das natürlich nicht, sondern lassen ihn ausprobieren).
Treckerreifen oder Sandkästen als „Opfer“
Sie haben vielleicht das Shaping-Beispiel mit Mops Pelle auf dem Sandkasten in unseren Clicker-Tipps gesehen? Das gleiche geht auch mit Treckerreifen. Bringen Sie Ihren Hund dazu, sich dem Objekt zu nähern, schließlich drauf zu steigen – und sich als Krönung auch noch darauf in Bewegung zu setzen und eine Runde darauf zu laufen. Für den Anfang reicht aber auch schon das Draufsteigen – übertreiben wollen wir ja nichts. Fesseln und Knebel für Sie möglichst nicht vergessen, denn gerade solche Übungen verleiten dazu, dem Hund durch Hand- und Hörzeichen zu helfen: Er soll es ja selber herausfinden!
Universell einsetzbar: Hocker und Baumstumpf
Niedrige Kinderhocker (ein uns allen bekannter Selbst-Zusammenbau-Möbel-Hersteller hat quietschbunte Schemelchen im Programm, die nach Aussagen des zuständigen Fachverkäufers unendlich stabil und auch hervorragend für vierbeinige Kinder geeignet sind) sind eine gute Basis für allerlei Übungen. Ihr Hund könnte sich drauf setzen (das geht bei den oben genannten Höckerchen allerdings schlechter, weil sie aus rutschigem Kunststoff sind), eine Pfote drauf legen, zwei Pfoten drauflegen, den Kopf drauflegen – oder natürlich auch den Schemel umwerfen…. Objekte in echt Kiefer oder in Eiche rustikal gibt’s im heimischen Wald: Kreativitätstraining am Baumstumpf macht viel Spaß und lockert den Spaziergang auf.
Easy-Rider: Skateboards und andere bewegte Objekte
Sie haben ein Skateboard, einen großen Spielzeug-LKW, ein Bobby-Car oder ähnliches? Prima, dann darf Ihr Hund sicher mal… Es ist oft gar nicht so einfach, den Hund dazu zu bringen, auf bewegte Objekte zu steigen. Ihr Hund steigt nicht ganz drauf, sondern schiebt lieber? Dann lassen Sie sich doch darauf ein. Ein Hund, der sein Fahrzeug selbst anschiebt, ist doch was Feines! Übrigens: Das oben erwähnte Kinder-Höckerchen leistet in unserer Clicker-Gruppe mittlerweile wertvolle Dienste. Wir Menschen können uns fast auf Höhe des Objektes setzen, das erleichtert dem Hund vieles.
Überflieger oder Aufsteiger: Überwinden einer Hürde – eines Baumstammes – eines Blumenkastens
Das macht auch Spaß: Vor allem Hunde, die das Hindernisspringen schon kennen und können, werden schnell Zugang zu dieser Übung finden. Sie stellen sich einfach freundlich lächelnd mit Clicker und Leckerchen in die Nähe des (dem Hund wahrscheinlich schon bekannten) Objektes – und warten. Ihr Hund, der Sie mittlerweile ja kennt und weiß, dass es jetzt an ihm ist, sich etwas auszudenken, wird sicher bald auf die richtige Lösung kommen und den Sprung probieren (Sie bestärken ihn wie gewohnt natürlich für jeden kleinen Schritt in Richtung des Objektes). Sie fürchten sich nicht vor den erstaunten Blicken Ihrer Trainingspartner auf dem Hundeplatz, wenn Sie schweigend und bewegungslos am Hindernis stehen, während Ihr Hund begeistert springt, Belohnung holt, zurück zum Start rennt, springt…? Prima, dann kann’s ja los gehen. Das gleiche geht natürlich auch für alle Nicht-Hürden-Besitzer und Querfeldeinläufer im Wald, mit Ästen und Baumstämmen. Oder im Garten mit Blumenkästen. Oder im Wohnzimmer (irgendein Hindernis werden Sie sich dort ja konstruieren können, im Zweifelsfall muss der Plastik-Blumenkasten aus dem Baumarkt her), oder…
Tipp:
Durch den Tunnel gehen
Kennt Ihr Hund schon einen Tunne (Kinderkriechtunnel oder „Profi-Tunnel“ auf dem Hundeplatz? Dann probieren Sie doch auch einmal, ihn „hinein zu shapen“. Das könnte so aussehen: C&B für Anschauen des Tunnels, dann fürs Beschnuppern, dann fürs Kopf in die Röhre Stecken, dann für einen Schritt hinein, dann für zwei Schritte usw. … bis Ihr Hund irgendwann ganz durchläuft. Falls Ihr Hund sich schwer tut, machen Sie es ihm einfacher: Machen Sie den Tunnel ganz klein, so dass er zunächst nur einen breiten Ring durchqueren muss und verlängern Sie die Röhre ganz allmählich. Wie immer sind Sie mit kleinen Schritten zufrieden und erwarten Sie nicht alles in einer Übungseinheit.
Sprung durch den Reifen
Die Übung funktioniert nach ähnlichem Prinzip wie die oben genannten. Kennt Ihr Hund den Sprung bereits, geht’s schnell. Dann muss er ja nur herausfinden, was Sie wollen (nämlich, dass er springt). Sie haben gerade keinen Agility-Parcours bei sich zuhause? Und damit auch keinen Sprungreifen? Kein Problem. Entwenden Sie den nächstgelegenen Hoola-Hoop-Reifen, nehmen Sie den Besitzer am besten gleich mit und lassen Sie ihn den Reifen halten. Gerade für Nicht-Springer ist die Hoola-Hoop-Variante gut: Der Reifen kann nämlich zuerst so gehalten werden, dass Hund nur durchgehen muss.
Aktiv mit Schnauze
Es gibt eine Menge Hunde, die gerne apportieren – oder die gerne Dinge in die Schnauze nehmen und mit sich herumtragen. Und es gibt eine Menge Hunde, die tun das eben nicht. Erst recht ein Grund, es auszuprobieren! Also: Beziehen Sie die „Schnauzenarbeit“ mit ein ins Training!
Nimm das Ding
Auf dem Boden liegt ein Objekt. Es könnte ein ganz normales Apportel sein, vielleicht aber auch eine Rassel oder ein Spielzeug-Telefon. Sie wollen, dass Ihr Hund das Apportel oder die Rassel in die Schnauze nimmt? Oder er soll den Hörer des Spielzeug-Telefons abnehmen? Dann los! Ihre Arbeitsschritte:
- Wie beim Target-Training bestärken Sie jede Annäherung an das Objekt – zuerst einen Blick, dann eine Kopfbewegung, dann einen Schritt auf das Objekt zu, dann ein Beschnüffeln des Objektes.
- Diesmal gehen Sie aber noch etwas weiter. Beobachten Sie Ihren Hund genau – und passen Sie die Momente ab, in denen er das Objekt nicht nur anstupst, sondern auch seinen Fang etwas geöffnet dabei hält. Genau diese Momente „erwischen“ Sie.
- Viele Hunde neigen dann ganz schnell dazu das Objekt ganz in die Schnauze zu nehmen: BINGO!
- Ein Tipp für Hunde, die bislang kaum etwas in die Schnauze genommen haben: Lassen Sie Apportel, Rassel und Telefon zunächst links liegen und beginnen Sie mit weichen, „griffigen“ Objekten, z.B. einem zusammengeknoteten alten Socken oder einen kleinen Zerrseil – das animiert meist viel mehr dazu, die Zähne darin zu vergraben. Auch Apportel, Telefonhörer und Co. können zunächst mit Stoff umklebt oder mit (griffigem) Isolierband umwickelt werden. Haben die Hunde erst einmal begriffen, wie lohnenswert es ist, Objekte in die Schnauze zu nehmen, ist ganz schnell alles möglich!
Ihr „Aufnehmtraining“ ist übrigens eine gute Grundlage für ein späteres Apportieren von Gegenständen – ganz ohne Zwang und mit viel Spaß. Weil das Apportieren jedoch den Aufbau einer ganzen Verhaltenskette, und damit die Zusammenführung verschiedener Aktionen umfasst (vom Hundebesitzer weggehen, das Objekt aufnehmen, das Objekt zurücktragen und es dem Hundebesitzer in die Hand legen), probieren Sie sich ruhig erst noch an anderen Dingen! Ein paar Tipps zum Apportieren finden sich übrigens in unserem „Circus Click & Trick„.
Zugeschaut und eingefangen: Tricks für Faule
Äußerst praktisch: Es gibt jede Menge Kunststückchen, bei denen Sie selber gar nichts tun müssen. Einfach nur Ihren Hund beobachten und schauen, ob er nicht ein Verhalten zeigt, dass zu einem Kunststück ausbaufähig ist. Wir sind mit unserem Clicker so schnell und präzise in unserer Bestärkung, dass wir uns jede beliebige Verhaltenssequenz herauspicken können. Und der geübte Hund wird schnell herausfinden, welche seiner zufälligen Bewegungen es war, die ihm die Belohnung eingebracht hat – und sie gerne wieder zeigen.
Tipp:
Seien Sie ein guter Beobachter. Und schöpfen Sie aus dem Repertoire Ihres Hundes!
Die Verbeugung
Ihr Hund reckt sich in schöner Regelmäßigkeit, wenn er aus seinem Körbchen steigt? Sehen Sie, wir haben es ja schon immer gewusst, Ihr Hund KANN ES. Er zeigt Ihnen gerade das Kunststückchen „Verbeugung“. Sie müssen ihm nur noch klarmachen, dass Sie ganz begeistert davon sind und er es Ihnen öfter zeigen soll. Was Sie tun müssen, ist Ihnen klar: Sie haben fortan den Clicker „im Anschlag“ und legen sich auf die Laue – und fangen es mit „Click“ und Belohnung ein, wenn Ihr Hund sich reckt.Mit Sicherheit werden Sie in einer solchen Situation den einen oder anderen verblüfften Hundeblick erleben, aber was ein richtiger Clicker-Hund ist, der versucht der Sache auf den Grund zu gehen. Haben Sie ein wenig Geduld – das ganze kann ein paar Tage dauern. Schauen Sie genau hin: Zeigt Ihr Hund plötzlich (angedeutete) Verbeugungen, wenn er etwas von Ihnen möchte oder wenn Sie mit ihm trainieren? Dann hat er begriffen, was Sie von ihm möchten – und dann können Sie die Verbeugung gezielt in Ihre Trainingseinheiten einbauen und auch schnell unter Signalkontrolle / Kommando stellen. Und wer einen Hund hat, der sich gar nicht reckt (gibt’s das?) kann die Verbeugung immer noch mit dem Target-Stick üben (den Target-Stick dabei vorsichtig zwischen die Vorderpfoten des Hundes schieben).
Tipp:
Schütteln
Ähnlich zu verfahren ist mit dem Schütteln. Irgendwann tut es jeder Hund – und dann sind Sie da: C&B! Westie-Dame Cleo schüttelt sich mittlerweile auf Kommando. An Regentagen gar nicht so unpraktisch – wenn Ihr Hund auch zu denen gehört, die lieber vor der weißen Flurwand als vor der Haustür ihr triefnasses Fell fliegen lassen.
Kratzen
Gleiches Prinzip wie oben: C&B, wenn der erfahrene Clickerhund seine Körperpflege macht. Dazu später noch das Hörzeichen „Wo ist der Floh?“ , und schon verlässt jeder ungeliebte Besuch ganz schnell wieder freiwillig das Haus…
Der Käsefuß
Auch das zufällige Berühren oder Schlecken von Körperteilen kann mit dem Clicker eingefangen werden. Hier ist wieder Westie-Hündin Cleo aktiv. Ihr Frauchen hat geclickt, als Cleo bei der Körperpflege zufällig einmal ihren Fuß berührt hat. Cleo, die sich die Belohnung erneut verdienen möchte, bekommt schnell heraus, was Frauchen von ihr will. „Cleo, hast du etwa KÄSEFÜSSE?“ wird später ihr Hörzeichen für diesen Trick.
Weitere Zufallstreffer, zum Beispiel „Back“: Rückwärts durch die Beine
Kennen Sie das auch? Sie hantieren in der Küche herum, Hund kocht mit. Hockt vor der Anrichte, während Sie gerade in Aktion sind, vielleicht gerade den Tisch abgeräumt haben und ein Tablett voller Dinge auf die Anrichte stellen würden. Davor sitzt aber wie gesagt der Hund. Sie sind großzügig und verscheuchen ihn nicht, sondern steigen kurzerhand über ihn hinweg. Was macht er? Er ist aufgeregt und zappelig, denn es könnten ja Krümel vom Tablett fallen, weicht deshalb kurz zurück von der Anrichte und flutscht Ihnen rückwärts durch die Beine. RÜCKWÄRTS DURCH DIE BEINE?! Hat sich da nicht schon so mancher Dog-Dancer die Zähne dran ausgebissen? Und Sie bekommen es frei Haus geliefert? Clicker und Futter sind schnell zur Hand, und Sie probieren, die Situation erneut zu erzeugen. Ihr Hund sitzt wieder vor der Anrichte, Sie kommen von hinten, steigen über ihn hinweg, und … es klappt. Sofort C&B! Und noch einmal das ganze. Im Bestfall dauert’s fünf Minuten, dann hat’s der Hund kapiert.
Aber Sie wissen ja: Auch wenn’s vor der Anrichte perfekt klappt, haut’s vor dem Sofa noch lange nicht hin und mitten im Raum erst recht nicht! Hier die Anforderungen zunächst wieder verringern.
Mit offenen Augen durch den Alltag
Gehen Sie generell mit offenen Augen durch Ihren Hunde-Alltag. Achten Sie darauf, was Ihr Hund so tut – und bestärken Sie, was Ihnen gefällt. Die Ergebnisse daraus sind meistens die besten: zum einen, weil Ihr Hund das, was er sich selbst ausgedacht hat, mit großer Begeisterung wiederholen wird und das Lernen dadurch blitzschnell geht. Zum anderne, weil die Zufallstreffer nicht selten kompliziertere Bewegungsabläufe sind, an denen Sie sich ansonsten vielleicht die Zähne ausgebissen hätten, wenn Sie sie gezielt hätten trainieren wollten (siehe oben „rückwärts durch die Beine“). Also, machen Sie es wie die guten Tierlehrer. Die sagen dann „Der Trick ist gekauft!“ und bauen ihn weiter aus.
… und das nicht nur für Tricks
Ihnen ist beim Lesen der Zeilen zu den „Zufallstreffern“ vielleicht schon der Gedanke gekommen: Wenn Sie Ihren Hund im Alltag gut beobachten, dann gibt’s da bestimmt nicht nur potenzielle Tricks und verrückte Bewegungsabläufe, die Ihnen gefallen. Da ist auch noch viel mehr: „Einfangen“ und ausbauen würden Sie gerne auch die Momente, in denen die Leine unterwegs durchhängt, oder in denen Ihr Fido sich auf dem Spaziergang zu Ihnen umdreht, oder in denen er am Gartenzaun ruhig bleibt anstatt Nachbars Lumpi anzubellen und so weiter und so fort. Genau! Die gute Nachricht: Auch diese „Tricks“ können Sie „kaufen“ – und das sollten Sie sogar! Für die Hunde ist es völlig unerheblich, ob sie gerade eine Verbeugung anbieten oder ein perfektes Sitz vor dem Besuch (den Unterschied zwischen „Spaßübungen“ und „Ernstfallprogramm“ machen ohnehin nur wir Menschen). Was zählt ist, dass Sie es bestärken! Also, erwischen Sie Ihren Hund, wenn er etwas richtig macht. Belohnen Sie jegliches Verhalten, das Sie gerne wiedersehen möchten – und Sie kommen spielend vom Trick zur Alltagstauglichkeit!