Zeigt her eure Füße – Krallenschneiden
Krallenschneiden als kleiner Trick, der Freude schenkt??? Ganz genau! Gerade weil es so viele Hund-Mensch-Teams gibt, für die das Krallenschneiden alles andere als erfreulich ist, meinen wir: Zu schaffen, dass sich dies ändert, kann eine ganze Menge Freude schenken! Warum wir das Krallenschneiden als „Trick“ bezeichnen? Nun, aus Hundesicht macht es keinen Unterschied, ob es um einen spaßigen Trick oder eine Übung für den Ernst des Lebens geht. Den Unterschied machen nur wir Menschen! Während wir bei den „wichtigen Dingen“ mit großem Ernst an die Sache herangehen, sind wir bei den „Tricks“ oft viel lockerer, motivierter – und damit auch erfolgreicher! Deshalb: Je besser es uns gelingt, die Übungen für den Alltag als Tricks anzusehen, umso erfolgversprechender das Training!
Das Zubehör
- eine Krallenschere
- genügend kleine Futterbröckchen als Belohnung
Das sollte Ihr Hund können
- Idealerweise beherrscht Ihr Hund den Trick „Pfötchen geben“ bereits.
- Außerdem ist es sehr nützlich, wenn Ihr Hund ein Markersignal wie den Clicker kennt, das ihm punktgenau sagt „Genau richtig! Dafür gibt’s Futter!“. Weil Sie beim Krallenschneiden beide Hände brauchen, ist ein Schnalzen oder eine kurze prägnante Silbe wie „Yip“ oder „Yes“ ideal.
Tipp: Ein Markersignal einführen
Ihr Hund kennt noch kein Markersignal? Oder er kennt nur den Clicker und Sie wollen ein zusätzliches Markersignal einführen, das Sie auch „ohne Hände“ äußern können? Dann laden Sie doch schnell eines auf! Sie werden sich Ihrem Hund im Training damit viel besser verständlich machen können – bei allen Übungen! Wiederholen Sie dafür an mindestens zwei verschiedenen Orten (zum Beispiel Räumen innerhalb des Hauses) jeweils 10-15 Mal zügig hintereinander die Abfolge „Markersignal – Überreichen eines kleinen Futterbröckchens“. Ab dann ist Ihr Markersignal einsatzbereit fürs künftige Training. Wichtig: Das Markersignal ist immer ein Versprechen auf ein Bröckchen Futter.
So geht’s
Je skeptischer Ihr Hund dem Krallenschneiden gegenüber ist, umso mehr Zeit sollten Sie sich für die einzelnen Schritte lassen. Erhöhen Sie immer nur dann den Schwiergkeitsgrad, wenn Ihr Hund beim jeweiligen Schritt frei von Unbehagen mitmacht und dabei mindestens 5 erfolgreiche Wiederholungen absolviert hat.
Die Abkürzung „M&B“ bedeutet: Markersignal bzw. Lobwort & sofort danach folgende Futterbelohnung
Schritt 1: Krallenschere ist toll!
Dieser Schritt ist gerade für Hunde wichtig, die bereits beim Anblick der Krallenschere nervös werden! Das Ziel: Ihr Hund freut sich über den Anblick und die Annäherung der Krallenschere.
- M&B für jedes Beschnüffeln und Anstupsen der entgegengestreckten Krallenschere, anfangs sogar für jede kleine Annäherung und jeden Blick in Richtung Schere.
- Danach M&B dafür, dass Hund sich mit der Krallenschere am Körper und dann an der Pfote (die dafür noch Bodenhaftung haben darf) berühren lässt. Sie sollten dabei immer nur so kurz an einer Stelle des Körpers verweilen, wie Ihr Hund auch stillhält – und markieren genau das Stillhalten! Sie können dabei so anfangen, dass Sie Ihren Hund zunächst mit der Krallenschere in der Hand an Körper streicheln.
Schritt 2: Die Pfote ruhig halten
Hunde, die das Pfötchen Geben gelernt haben, reichen zwar mit Begeisterung die Pfote, ziehen sie häufig aber schnell wieder zurück. Deshalb legen Sie zunächst die Krallenschere beiseite und üben als Zwischenschritt das ruhige Halten und auch Festhalten der Pfote in der Hand.
- Nehmen wir an, Sie wissen, dass Ihr Hund beim Pfötchen Geben seine Pfote für zwei Sekunden in Ihrer Hand liegen lässt: M&B in diesem Zeitraum, noch während die Pfote stillhält (wichtig: nach dem Markersignal darf Ihr Hund die Pfote zurück ziehen, erst nach dem Fressen geht’s wieder aufs Neue los)!
- Ganz allmählich und Sekunde für Sekunde steigern Sie die Dauer bis zum Markersignal. Die Zeit, in der Ihr Hund die Pfote stillhält, wird so immer weiter verlängert.
- Sie können dann anfangen, die in Ihrer Hand liegende Pfote zu berühren oder mit Ihrer freien Hand darüber zu streichen, damit Ihr Hund sich daran gewöhnt, dass Sie an seinen Pfoten „herummanipulieren“.
- Anschließend machen Sie Ihren Hund damit vertraut, dass Sie seine Pfote locker festhalten (also Ihre Hand, in der die Pfote liegt, leicht um die Pfote schließen), als Absicherung, dass er sie später nicht doch plötzlich zurück zieht und sich wehtut, während Sie gerade an seiner Kralle schneiden.
Schritt 3: Krallenschere und Pfote zusammen bringen
Ihr Hund hat die Krallenschere schätzen gelernt und hat gelernt, die Pfote so lange in Ihrer Hand liegen zu lassen, bis dass das erlösende Markersignal kommt. Dann geht’s jetzt weiter:
- In der einen Hand liegt die Pfote. Mit der anderen Hand greifen Sie nach der Krallenschere. M&B gibt’s bereits dafür, dass Ihr Hund seine Pfote in dieser Situation nicht zurück zieht.
- Sie steigern wieder Schritt für Schritt die Anforderungen: M&B dafür, dass die Krallenschere Pfotenberührung hat und Ihr Hund still hält.
- M&B dafür, dass Ihr Hund still hält, während Sie ihm mit der Krallenschere über seine Pfote streichen.
Schritt 4: Die Krallenschere öffnet sich
Nun kommt allmählich Bewegung in die Krallenschere.
- In Krallennähe (die Pfote liegt natürlich in Ihrer Hand) öffnen und schließen Sie die Schere. M&B, wenn Ihr Hund still hält.
- In einem nächsten Schritt legen Sie die geöffnete Schere um die Kralle. M&B.
- Steigern Sie allmählich die Dauer bis zum nächsten M&B und legen Sie die Schere auch mal um eine zweite oder eine dritte Kralle, bevor das Markersignal ertönt. Dabei wird noch kein Stück der Kralle abgeknippst!
- Einige Hundebesitzer nehmen – vom Hund unbemerkt – als Zwischenschritt auch einen Zahnstocher oder Ähnliches in die Hand und knipsen diesen in der Hand ab, die die Pfote umschließt. Dabei geht es darum, dass sich der Hund an das “Knips-Geräusch” gewöhnt.
Schritt 5: Es darf geschnitten werden
Jetzt geht’s ans Eingemachte. Aber stopp: Geschnitten wird noch nicht gleich in ganzer Länge.
- Wir fangen an, zum Training ganz winzige, milimeterkleine Stückchen abzuschneiden – eher ein Raspeln als ein Knipsen. Dabei darauf achten, dass das Markersignal nicht genau gleichzeitig mit dem Abknipsen der Kralle erfolgt, sondern wirklich erst, wenn die Schere wieder geöffnet ist! Weil das Markersignal die Übung beendet, besteht sonst die Gefahr, dass der Hund seine Pfote schnell zurück zieht und in der Schere hängen bleibt.
- Und: Denken Sie daran, nicht zu viel der Kralle abzuschneiden, wenn Ihre abgeknipsten Krallenstücke allmählich größer werden. Achten Sie darauf, niemals die Blutgefäße zu verletzten, die bei hellen Krallen von außen gut sichtbar sind, bei schwarzen Krallen jedoch häufig kaum erkennbar sind. Im Zweifelsfall fragen Sie lieber Ihren Tierarzt oder Ihre Tierärztin, wie weit Sie gehen dürfen.
Ihnen und Ihrem Hund viel Spaß beim Üben! Sie möchten noch mehr über das Training von Prozeduren der Körperpflege und medizinischen Versorgung erfahren? In der SPASS-MIT-HUND- Clicker-Welt gibt’s eine Extra-Seite zum sogenannten Medical-Training.